logo Donnerstag, 23.01.2014
Die NordArt – weltoffener Norden

Spröder Charme, moderne Kunst

Der Norden mag manchem rau vorkommen, aber er hat Charme. Kaum ein Ausstellungsort bringt diese einmalige Atmosphäre so auf den Punkt wie die ehemalige Eisengießerei der Carlshütte, dem ersten Industrieunternehmen der Herzogtümer Schleswig und Holstein. 1827 gegründet und 1997 stillgelegt, ist die in Büdelsdorf angesiedelte Carlshütte nicht nur ein beeindruckendes Industriedenkmal, sondern bietet mit ihren gewaltigen Hallenschiffen, der restaurierten ACO Wagenremise und dem großzügigen Parkgelände ein ungewöhnliches Ambiente für Kulturveranstaltungen aller Art.

Die seit 1999 in den Sommermonaten stattfindende NordArt gehört zu den größten jährlichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa. Die NordArt ist eine jurierte Ausstellung, die als Gesamtkunstwerk jährlich neu konzipiert wird. Sie bietet ein umfassendes Panorama internationaler zeitgenössischer Kunst in einem besonderen Ambiente. Mehr als 200 ausgewählte Künstler aus aller Welt zeigen ihre Bilder, Fotografien, Videos, Skulpturen und Installationen, die nicht nur für sich sprechen, sondern im Zusammenspiel und vor der einzigartigen Kulisse der Carlshütte und im historischen Skulpturenpark mit- und gegeneinander neue Perspektiven entwickeln.

Entdecken Sie das Gelände des Kunstwerk Carlshütte und die NordArt auf unserem virtuellen Rundgang.

Chefkurator der NordArt: Wolfgang Gramm
Kuratorin der NordArt: Inga Aru

Gastgeber im Kunstwerk Carlshütte: Hans-Julius Ahlmann und Johanna Ahlmann

Träger: Kunst in der Carlshütte gGmbH, eine Non-Profit-Kulturinitiative der international tätigen ACO Gruppe und der Städte Büdelsdorf und Rendsburg

Ort: Kunstwerk Carlshütte, Vorwerksallee, 24782 Büdelsdorf, Schleswig-Holstein

Ausstellungsfläche: 22.000 qm ehemalige Eisengießerei der Carlshütte, 400 qm ACO Wagenremise, 80.000 qm Park, zudem Einbeziehung öffentlicher Plätze im Stadtgebiet

Seit 2011 ist auch die Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) im Kunstwerk Carlshütte zuhause – in der eigens zum Proben- und Konzertraum umgebauten ACO Thormannhalle, die Platz für 1.200 Zuhörer bietet. NordArt und Festival sind aber nicht nur gute Nachbarn, die beide das weltweite Netzwerk von Künstlern pflegen, sie treiben auch das Crossover von Bildender Kunst und Musik voran. Seit 2015 finden die Konzerte auch in der Carlshütte, mitten in der NordArt, statt.

Seit dem 14. Jahrhundert diente das weitläufige Gelände im schleswig-holsteinischen Rendsburg/Büdelsdorf dem Schloss Rendsburg als Versorgungsgut. Mit Gründung der Eisengießerei Carlshütte fand hier ab 1827 die erste Industrieansiedlung der Herzogtümer Schleswig und Holstein statt. Nach der endgültigen Stilllegung des Industriebetriebes im Jahr 1997 erfolgte die Übernahme des Geländes mit seinen gewaltigen Gießereihallen und den historischen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden durch Hans-Julius Ahlmann, Gesellschafter der international tätigen ACO Gruppe.

Seitdem hat sich das Kunstwerk Carlshütte mit seinen unterschiedlichen Spiel- und Präsentationsstätten zu einem besonderen Ort für Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Theater- und Filmvorführungen entwickelt.

Geschichte

Von der Hollerschen Hütte zum „Kunstwerk Carlshütte”

Die 1827 von Kaufmann Marcus Hartwig Holler (1796-1858) gegründete Carlshütte war das erste Industrieunternehmen in Schleswig und Holstein und das erste Eisenwerk im dänischen Gesamtstaat, zu dem die beiden Herzogtümer gehörten. Schon um 1835 produzierte die Carlshütte unter anderem Öfen, Dampfmaschinen und landwirtschaftliche Gerätschaften. Eine Erinnerung an diese Zeit ist auch die weiße Brücke mit dem gusseisernen Geländer, die noch heute im Skulpturenpark über den Teich an der Blutbuche führt. Sie wurde 1834 in der Carlshütte gegossen. Schon ab 1883 war die Familie Ahlmann zunehmend involviert, zunächst unter der Leitung von Johannes Ahlmann (1851-1939), der den Betrieb auf bis zu 1100 Mitarbeiter im Jahr 1909 ausbaute. Die Carlshütte war damals das größte Eisenwerk Norddeutschlands.

Josef-Severin Ahlmann (1924-2006) startet sein Unternehmen Ahlmann & Co. 1946 mit Bauelementen und Fenstern aus Beton: unter anderem die unter Denkmalschutz stehende Universitätskirche in Kiel, für die ACO die wabenförmigen Fensterelemente aus Beton stellte. Die ersten Entwässerungsrinnen folgten in den 1960er Jahren. In den 1970er Jahren wächst ACO mit der innovativen Polymerbeton-Linienentwässerung ACO DRAIN erstmals über nationale Grenzen hinaus. Heute gehört ACO zu den Weltmarktführern in der Entwässerungstechnik.

Nach dem Tod von Julius Ahlmann 1931 übernahm seine Witwe Käte (1890-1963) die Geschäfte. Käte Ahlmann baute den Betrieb auf zeitweise bis zu 2500 Mitarbeitern aus (1957) und produzierte mit großem Erfolg insbesondere Öfen und emaillierte gusseiserne Badewannen. 1954 gründete sie den „Verband deutscher Unternehmerinnen“ (VdU), dem sie lange als Präsidentin vorstand und wirkte im Vorstand der europäischen Vereinigung „Femmes Chefs d’Entreprises Mondiales“. In dieser Funktion traf sie auf politische Persönlichkeiten ihrer Zeit wie Ludwig Erhard und Theodor Heuss. Anlässlich ihres 70. Geburtstags stiftete sie 1960 das Eisenkunstgussmuseum in Büdelsdorf.

Das moderne Gesicht der ACO Gruppe zeigt sich in der 2007 eröffneten ACO Academy: Mit einem Showroom und einem vielfältigen Programm für Mitarbeiter, Kunden und Anwender dient sie dem fachlichen und persönlichen Austausch und der Weiterbildung. Das Unternehmen ACO ist heute in über 40 Ländern präsent und produziert auf vier Kontinenten. Weltweit beschäftigt das Unternehmen 4.800 Mitarbeiter. Auf dem Gelände der ehemaligen Carlshütte hat ACO den Gewerbepark Carlshütte entwickelt, der 60 Hektar Gesamtfläche für Industrie, Logistik, Gewerbe und Handel bietet. Aus den ehemaligen Gießereihallen der Carlshütte ist das „Kunstwerk Carlshütte“ geworden – ein Kunst- und Kulturzentrum, das jährlich mehr als 100.000 Besucher anzieht.

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